Die Fließgewässer im Werra-Meißner-Kreis befinden sich bezüglich ihrer Struktur und ihrer Wasserqualität zum Teil in einem sehr schlechten Zustand. Maßnahmen zur Verbesserung sind aber nicht nur wünschenswert, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Die Geo-Naturpark-in seiner Funktion als Landschaftspflegeverband unterstützen die Kommunen im Werra-Meißner-Kreis bei der Umsetzung von Maßnahmen der WRRL.
Neben der Umsetzung der Ziele der Biodiversitätsstrategie und des Integrierten Klimaschutzplans steht das Land Hessen in der Verpflichtung, sich verstärkt mit der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie WRRL (EG-Richtlinie 2000/60/EG) zu beschäftigen.
Die WRRL setzt einen verbindlichen, europaweiten Gemeinschaftsrahmen für den Schutz und die Bewirtschaftung der Gewässer. Ihre Umsetzung ist sowohl für die Kommunen als Maßnahmenträger im Rahmen des Hessischen Wassergesetzes als auch für die Behörden verpflichtend.
Die Ursachen für den ökologisch schlechten Zustand vieler Gewässer liegen oft in der schlechten Gewässerstruktur. Gründe dafür liegen in dem Mangel an naturnahen, strukturreichen Lebensräumen und der fehlenden Durchgängigkeit der Gewässer aufgrund von Quer- oder Längsbauwerken. Hinzu kommen zum Teil hohe Nährstoffeinträge aus der angrenzenden Landwirtschaft.
Ziel der WRRL ist es, mit Hilfe geeigneter Renaturierungs-Maßnahmen den guten ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer zu erreichen.
Am Ende der bis in das Jahr 2021 reichenden zweiten Bewirtschaftungsperiode zeichnete sich deutlich ab: Die Umsetzung der im hessischen Bewirtschaftungs- und Maßnahmenprogramm bereits erarbeiteten Vorschläge, wie die oberirdischen Gewässer hinsichtlich ihres chemischen und strukturellen Zustands verbessert werden sollen, konnte in der Fläche bisher nicht in einem zufriedenstellenden Umfang erreicht werden. Die Anhörungsverfahren zu den Entwürfen der WRRL-Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für den dritten Bewirtschaftungszeitraum 2021 - 2027 laufen.
In Gesprächen mit Behörden und Vertretern der Kommunen im Werra-Meißner-Kreis hat sich gezeigt, dass oft folgende Hürden einer schnelleren Umsetzung von Maßnahmen der WRRL im Wege stehen:
Für die WRRL-Gewässer Berka, Vierbach und Rambach haben die Kommunen Berkatal, Meißner, Wehretal und Weißenborn in Kooperation mit dem Geo-Naturpark Anträge auf Förderung von Struktur-Maßnahmen entsprechend des Maßnahmenprogramms der WRRL (über die WiBank) gestellt. Diese Anträge wurden inzwischen seitens der Oberen Wasserbehörde geprüft, so dass nun die Erarbeitung von Gewässerentwicklungskonzepten und darauf aufbauende, konkrete Maßnahmenplanungen seitens der Kommunen in Auftrag gegeben werden können.
Eine Förderung von Maßnahmen aus dem Integrierten Klimaschutzplan (IKSP) Hessen nach L14 („Biotopverbundsysteme und Vermeidung von Landschaftszerschneidung) und L28 („Ökologischer Hochwasserschutz“) findet aktuell am Dohlsbach, Kupferbach, Schlierbach und Oberrieder Bach innerhalb des FFH-Gebietes Werra- und Wehretal statt. Für alle Gewässer wurden in den vergangenen Jahren bereits Vorstudien und zum Teil auch Genehmigungsplanungen erstellt. Am Dohlsbach konnte es im Winter 2020/ 2021 bereits zur ersten Umsetzung von Maßnahmen kommen.
Strukturverbessernde Maßnahmen in und an den Gewässern benötigen meist sehr viel Zeit, bis sie ihre Wirkung voll entfalten. Es besteht daher die Hoffnung, mit der "Kooperation Kommunen - Geo-Naturpark" im verbleibenden Zeitfenster bis 2027 den ökologischen Zustand möglichst vieler heimischer Gewässer effizient und nachhaltig verbessern zu können.
Hoffnungsvoll stimmen in diesem Zusammenhang Meldungen über die Wiederkehr des Fischotters an die hessischen Gewässer Ohm und Schwalm. In Hessen galt der Fischotter seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als ausgestorben. Die Hauptursache dafür war die starke Verschmutzung unserer Gewässer, in deren Folge sehr viele Fischarten, die Nahrungsgrundlage der Fischotter, in ihrem Bestand zurück gingen.
Im Herbst 2021 wurde ein toter Fischotter an der Wehre aufgefunden, der vermutlich dem Straßenverkehr zum Opfer fiel. Dieser erste, nachgewiesene Fund lässt aber vermuten, dass sich noch weitere Vertreter dieser nach dem Dachs zweitschwersten Vertreter der Marder im Werra-Meißner-Kreis angesiedelt haben.
Stand: Juni 2023