Bechsteinfledermaus

Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland. Das FFH-Gebiet Werra- und Wehretal stellt innerhalb Hessens einen bedeutenden Lebensraum dieser gefährdeten Fledermausart dar. Auf der Grundlage gezielter Untersuchungen sollen Maßnahmen zu ihrem Schutz und ihrer Erhaltung im Geo-Naturpark abgeleitet werden.

 

Merkmale

Mit einer Länge von 4,4 bis 5,5 cm, einer Flügelspannweite zwischen 25 und 30 cm und einem Gewicht von 7 bis 12 Gramm gehört die Bechsteinfledermaus zu den mittelgroßen heimischen Fledermausarten. Sie hat auffallend große Ohren, rötlich-braunes Rücken- und hellgraues Bauchfell.

 

Lebensraum

Die Bechsteinfledermaus kommt als Waldfledermaus in strukturreichen und naturnah bewirtschafteten Laubwäldern vor, nutzt zur Zeit der Jungenaufzucht aber auch Streuobstwiesen und halboffene Landschaften als Jagdrevier. Ideale Strukturen für Quartiere und Nahrungshabitate findet sie in alten, mehrschichtigen und geschlossenen Eichen- und Buchenwäldern mit einem hohen Alt- und Totholz- sowie Baumhöhlenanteil. Als Tages- und Wochenstubenquartier nutzt die Fledermaus vorzugsweise Baumhöhlen (Specht- oder Fäulnishöhlen). Die Jagdreviere liegen im Umkreis von 1,5 bis 3 km. Sie jagd sowohl fliegende Insekten in der Luft als auch auf Pflanzen sitzende Insekten in Bodennähe.

 

Lebenszyklus & Ökologie 

Im April oder Mai beziehen die Weibchen ihre Wochenstubenquartiere, wo im Juni die Jungtiere geboren werden. Die Bechsteinfledermaus bewohnt mehrere Höhlenquartiere gleichzeitig, welche sie täglich oder alle zwei Tage wechselt. Ab Ende August sammeln sich die Fledermäuse für die Paarung vermehrt an Höhlen und Stollen, welche meist als Winterquartier genutzt werden.  In dieser Zeit wird der Stoffwechsel stark heruntergefahren, um Energie zu sparen.

 

Verbreitung und Gefährdung

Der Verbreitungsschwerpunkt der Bechsteinfledermaus liegt in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland, weshalb Deutschland eine besondere Verantwortung beim Schutz der Art zukommt. Größere stabile Bestände finden sich in Nordbayern, Baden-Württemberg und Hessen. 

Die Bechsteinfledermaus ist sowohl in der Roten Liste Deutschland als auch in der Roten Liste Hessen als stark gefährdet eingestuft. Sie ist eine FFH-Art (Anhänge II und IV) und wird als klimasensible Art eingeschätzt. Gefährdungsursachen sind vor allem das Fehlen alter, naturnaher und mehrschichtiger Wälder mit Baumhöhlen sowie der Wegfall von strukturreichen Waldrändern, welche als Jagdrevier dienen. Hierbei spielen auch Aufforstungen mit standortfremden Baumarten und eine stark verkürzte Umtriebszeit von weniger als 120 Jahre (also der Zeitraum von der Bestandsbegründung bis zum Holzeinschlag) eine Rolle. Des Weiteren zählt der Rückgang strukturreicher Landschaftselemente wie Hecken, Säume und Streuobstwiesen und die damit verbundene Verschlechterung des Nahrungsangebots zu den Gefährdungsursachen.

Auch Störungen der Winterquartiere durch beispielsweise Geocaching und Höhlentourismus können die Bestandsentwicklung negativ beeinträchtigen, da die Tiere zu häufig zum Aufwachen gezwungen werden und entkräften.

 

Untersuchung zum Fledermausvorkommen rund um Witzenhausen

In den beiden Jahren 2021 und 2022 wurden Untersuchungen zum Vorkommen und zur Raumnutzung der Bechsteinfledermaus und der Mopsfledermaus durch den Geo-Naturpark in Auftrag gegeben. Aber auch weitere Fledermausarten wurden betrachtet. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag dabei im Bereich des hochwertvollen Biotopkomplexes aus alten Streuobstwiesen, strukturreichen Mischwäldern, Hecken und Wasserflächen rund um Witzenhausen.

Ziel der Untersuchung war es, grundlegende Daten über die Verbreitung und die Raumnutzung sowie dem Vorhandensein von Wochenstubenquartieren im Untersuchungsgebiet zu gewinnen. Dadurch konnten Erkenntnisse über die Ausstattung und den Zustand vorhandener Habitate gewonnen und Aussagen über die Qualität und die Anzahl vorhandener biotopvernetzender Strukturen getroffen werden.

 

Schutzmaßnahmen

Durch die Erkenntnisse der Untersuchungen werden gezielt Maßnahmen für den Schutz der Bechsteinfledermaus und der Mopsfledermaus entwickelt und umgesetzt. Dazu zählt vor allem der Erhalt von wertvollen bestehenden Lebensräumen wie strukturreichen Laubwaldbeständen sowie Kulturlandschaften mit Streuobstwiesen, Hecken und Säumen. Durch die Entwicklung und Erweiterung dieser Lebensräume soll das Quartier- und Nahrungsangebot langfristig verbessert werden, was nicht nur der Bechstein- und der Mopsfledermaus zugutekommt, sondern auch anderen heimischen Fledermausarten.

 

Stand: Juni 2023


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