Das Niederhoner Feld mit seinem Baggersee ist ein sehr wertvoller Lebensraum für eine Fülle teils seltener Arten und ist seit dem Sommer 2022 als Naturschongebiet ausgewiesen. Durch eine Beweidung mit Pferden und gezielte Pflegemaßnahmen wird es langfristig als Rückzugsgebiet bedrohter Tiere und Pflanzen erhalten und weiterentwickelt.
Das Naturschongebiet Niederhoner Feld befindet sich zwischen Eschwege und Jestädt. Dabei handelt es sich um ein Kiesabbaugebiet der Firma August Oppermann, das zurzeit ruht. In seinem Zentrum liegt ein fast 11 ha großer Baggersee.
Der nördliche Teil des Niederhoner Felds zwischen Werraschleife und dem Baggersee wird von der Firma August Oppermann dem Naturschutz zur Verfügung gestellt und soll bedrohten Arten einen sicheren Rückzugsraum bieten. Dort konnte der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land in Kooperation mit der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Kassel und der Firma Oppermann im Sommer 2022 ein Naturschongebiet einrichten. Gezielt auf die Bedürfnisse der dort lebenden Vögel und Amphibien ausgerichtete Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen verbessern die Lebensbedingungen im Gebiet. Dazu gehört auch eine Beweidung mit Pferden, die das Grünland offen hält und dadurch neue Lebensräume für viele Arten schafft.
Das gesamte Betriebsgelände des Abbaugebiets und der See stehen unter Bergrecht und dürfen - auch aufgrund der Verletzungsgefahr - nicht betreten werden. Ein Teil dieses Geländes ist nun für die Beweidung mit einem Elektrozaun eingefasst. Die öffentlichen Wege um den südlichen Teil des Sees stehen Besuchern wie bisher zur Verfügung. Bitte achten Sie darauf, dass auch die nicht eingezäunten Ufer unter Betretungsverbot stehen. Durch Störungen werden hier leider häufig Vögel zum Abbruch ihrer Brut gezwungen oder sogar Nester und Eier zertreten.
Das Naturschongebiet bietet mit seinen Flachwasser- und Schilfzonen sowie Kies- und Sandbänken sowohl zur Brut als auch zur Rast einen besonders wertvollen Rückzugsraum insbesondere für bedrohte Vogelarten. Die Tiere profitieren von der eingerichteten Beweidung, da die Flächen durch den Fraß der Tiere offen gehalten und durch Tritt und Kot zusätzlich an Struktur gewinnen. Dabei ist vor allem die zusätzliche Beruhigung des Geländes wesentlich. Die trotz Betretungsverbot zuvor regelmäßig anwesenden Spaziergänger innerhalb des Naturschongebiets bleiben nun aus.
So haben seltene Arten wie der Flussregenpfeifer, das Blaukehlchen und der Drosselrohrsänger jetzt die Möglichkeit, hier erfolgreich zu brüten. Der bedrohte Wendehals brütet in Baumhöhlen am Ufer. Zahlreiche Graugänse ziehen sich an die beruhigten Uferbänke zurück und Durchzügler wie Bekassine, Kiebitze oder sogar Raritäten wie der Säbelschnäbler nutzen das Gebiet zur Rast, um sich hier auf ihrem Zug zwischen Sommer- und Winterquartier zu erholen. Videoaufnahmen von einem Seeadler, der das Gebiet zurzeit häufiger besucht, finden Sie im Video unter dem Text.
Das Naturschongebiet ist außerdem ein Paradies für viele weitere Artengruppen und trägt zum Erhalt unserer Biodiversität bei: Zahlreiche Libellen, Wildbienen und viele weitere Insektenarten kommen hier vor. Für Reptilien, Hasen und weiteres Wild bietet das strukturreiche Gelände Verstecke. Der Biber findet hier Nahrung und trägt so mit seinen eigenen Pflegemaßnahmen zur Entwicklung derLebensräume bei. Außerdem sollen für Amphibien weitere Gewässerstrukturen angelegt werden, um für sie ideale Bedingungen zur Fortpflanzung zu entwickeln.
Eine Beschilderung um das Naturschongebiet weist auf das bestehende Betretungsverbot hin und erklärt die Besonderheiten dieses kleinen Schätzkästchens der Natur. Das Gelände und seine Bewohner lassen sich dabei gut aus sicherer Entfernung beobachten – am besten mit einem Fernglas vom Weg am „Bagger Walter“ aus, direkt am gegenüberliegenden Ende des Sees. Das Gebiet bildet zusammen mit dem im Jahr 2017 eingerichteten Naturschongebiet am Nordufer des Werratalsees insbesondere für Vögel ein wichtiges Verbundsystem. Schauen Sie auch hier gerne einmal vorbei.
Auf Ornitho.de finden Sie eine Auflistung der aktuellen und vergangenen Vogelbeobachtungen in den beiden Naturschongebieten.
Stand: November 2023