Thymian-Ameisenbläuling

Der Thymian-Ameisenbläuling ist eine heimische Schmetterlingsart mit einem außergewöhnlichen Lebenszyklus. Im Jahr 2022 hat der Geo-Naturpark ein umfassendes Projekt zum Schutz dieser bedrohten Art begonnen, in dessen Rahmen nun aus Kartierungs­ergebnissen Maßnahmen zur gezielten Förderung seines Bestands umgesetzt werden.

 

Ein fleischfressender Schmetterling

Der Thymian-Ameisenbläuling oder auch Quendel-Ameisenbläuling (Phengaris arion, Syn.: Macu­linea arion) ist mit 33-42 mm ein vergleichsweise großer Schmetterling aus der Familie der Bläulinge. Er fliegt meist von Ende Juni bis Juli. Seine Eier legt er in die Blüten von Thymian oder Dost (wildem Oregano). Dort entwickeln sich die Raupen, die sich schließlich zu Boden fallen lassen. Die Raupe gibt Honigtau ab, mit dem sie Knotenameisen anlockt (Myrmica sabuleti) und ihnen außerdem signalisiert, dass es sich um eine hilfsbedürftige Ameisenkönigin handelt. Die Ameisen tragen die Raupe in ihren sicheren Bau, wo sie sich den Winter über für einen Schmetterling sehr außergewöhnlich ernährt: sie frisst die Eier und Larven der Ameisen! Schließlich verpuppt sich die Raupe, schlüpft im Sommer des nächsten Jahres und verlässt den Bau als fertiger Schmetterling.

 

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Thymian-Ameisenbläulings erstreckt sich durch die gemäßigte Zone von Spanien bis nach Ostasien und Süd-Finnland. In Deutschland kommt er vorwiegend in der südlichen Hälfte des Landes vor, wobei ein wichtiges Verbreitungsgebiet die Region um Nordosthessen, westliches Thüringen und südliches Niedersachsen um­fasst.

Der Thymian-Ameisenbläuling lebt im Geo-Naturpark vor allem auf trockenwarmen und sonnigen Magerrasen oder mageren Weiden mit offenen Bodenstellen. Voraussetzungen für sein Vorkommen sind dabei alle wichtigen Elemente seines Lebenszyklus: Nahrungspflanzen mit ausreichend Nektar für den Falter wie Vogel-Wicke oder Natternkopf, kurzrasige Bereiche mit seinen Raupen­futterpflanzen zur Eiablage (Thymian oder Dost) und außerdem seine Wirtsameisen, in deren Nest sich die Raupen entwickeln.

 

Schutz und Gefährdung

Der komplizierte Lebenszyklus macht den Thymian-Ameisenbläuling besonders anfällig gegenüber Lebensraumveränderungen. Er ist durch den Verlust und die Verinselung von Lebensraum vor allem durch die Intensivierung der Landwirtschaft bedroht. Sein Erhaltungszustand ist in Hessen wie in ganz Deutschland als ungünstig-schlecht eingestuft. Besonders eine Beweidung zur Flugzeit - und damit Eiablagezeit - stellt ein großes Problem dar, denn dann fehlt es nicht nur an Nahrungspflanzen für die frisch geschlüpften Falter, sondern je nach Intensität der Beweidung auch an den unbedingt zur Eiablage benötigen Raupenfutterpflanzen. Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Trockenheit im Zuge des Klimawandels, die sich negativ auf die Wirtsameise auswirkt und die Raupenfutterpflanzen im Spätsommer (samt Raupen) vertrocknen lässt.

Daher steht der Thymian-Ameisenbläuling als Anhang-IV-Art der FFH-Richtlinie europaweit unter Arten­schutz. In Deutschland unterliegt er demnach einem strengen Schutz nach § 44 Bundesnaturschutz­gesetz. In Hessen ist er stark gefährdet (Rote Liste 2) und wird auf der „Liste der potentiellen Klima­verlierer“ sowie der im Naturschutz priorisierten Arten in Hessen geführt.

 

Rückgang der Art

Im Rahmen des Bundes- und Landesmonitorings zum Thymian-Ameisenbläuling in Hessen wurden ab 2015 große Einbrüche der Populationen im gesamten Verbreitungs­gebiet beobachtet. Die Populationen im Norden und Osten Hessens bilden dabei noch eines der zwei bedeutendsten Vorkommen der Art in Hessen, was den Naturschutzmaßnahmen des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land eine besondere Priorität und Verantwortung verleiht.          

 

Ziel des Projekts

Ziel der landschaftspflegerischen Maßnahmen ist es, dem Rückgang des Thymian-Ameisen­bläulings im Rahmen dieses Projekts mit der Umsetzung geeigneter Schutz- und Pflege­maßnahmen entgegenzuwirken.

Zunächst soll der Fokus der Maßnahmen auf den aktuell bekannten Lebensräume des Thymian-Ameisenbläulings liegen, um ein Erlöschen dieser Populationen zu ver­hindern. Langfristig soll die Vernetzung von für die Art nutzbaren Einzelbiotopen zu Biotopkomplexen verbessert werden, um ihr Überleben und den genetischen Aus­tausch zu sichern.

 

Kartierung und Umsetzung von Maßnahmen

Im Rahmen des Projekts fand an Standorten mit den besten Vorkommen der Art im Meißnervorland sowie bei Wanfried eine Kartierung statt, aus der Maßnahemen abgeleitet wurden. Weitere wertvolle Habitate im Ringgau, bei Sontra und Roßbach wurden ebenfalls untersucht.

Wichtige Maßnahmen sind vor allem die Abstimmung der Beweidung der Habitate mit den Bewirtschaftenden, aber auch die Aufwertung und Erweiterung von Lebensräumen. Dazu zählen unter anderem Entbuschungsmaßnahmen und die Schaffung von blütenreichen Säumen als Nahrungsquelle. Von diesen Maßnahmen profitieren zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten, vor allem verschiedene Schmetterlinge, wie beispielsweise der Schachbrettfalter. Das macht den Thymian-Ameisenbläuling zu einer „Schirmart“ für eine Vielzahl der heimischen Arten.

 

Stand: August 2023

        


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