Wendehals-Projekt

Um die Vorkommen des bedrohten Vogels Wendehals (Jynx torquilla) im Werra-Meißner-Kreis zu fördern und seinem Rückgang entgegenzuwirken, wurden 48 Nistkästen für die Art ausgebracht. Die Betreuung der Kästen erfolgt durch den Vogelschutzbeauftragten des Werra-Meißner-Kreises Jörg Friederich. Bereits zu Beginn des Projekts im Jahr 2021 konnten in den Kästen vier erfolgreiche Bruten festgestellt werden.

 

Ein Specht, der keine Höhlen baut

Der Wendehals ist ein etwa drossel-großer Vogel und gehört zu unseren heimischen Spechtarten. Seine Marmorierung aus Braun, Grau, Schwarz und Weiß sorgt dafür, dass er an Baumstämmen sehr gut getarnt ist. Eine Besonderheit gegenüber den anderen Spechtarten ist, dass der Wendehals seine Bruthöhlen nicht selbst bauen kann. Dadurch ist er auf ein gutes Vorkommen an vorhandenen Brutplätzen angewiesen. Neben natürlichen Baumhöhlen nimmt er auch Nistkästen gut an, was die Förderung durch Nisthilfen ermöglicht. Zusätzlich sorgen die Kästen durch ihre Bauweise für einen besseren Schutz vor Nesträubern wie Waschbären.

Mit einer weiteren Besonderheit hebt sich der Wendehals von unseren Spechten ab: er ist unter Ihnen der einzige Zugvogel. Er überwintert in West- und Zentralafrika und kehrt meist zwischen April und Mai zurück.

 

Verbreitung, Schutz und Gefährdung

Der Wendehals kommt in weiten Teilen Mitteleuropas vor, ist aber nirgends häufig. Hessenweit wird das Vorkommen der streng geschützten Art auf nur 200-300 Paare geschätzt. Bundesweit ist der Wendehals „stark gefährdet“ (Rote Liste 2) und weist aufgrund von Habitatverlusten einen stark negativen Bestandstrend auf. In Hessen ist er sogar „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste 1) und wird daher auf der „Hessen-Liste“ geführt. Dies ermöglicht eine Förderung von Schutzprojekten im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie.

 

Gute Nahrungsvorkommen auf Magerrasen oder Streuobstbeständen

Neben einem ausreichenden Angebot an Brutplätzen ist eine gute Versorgung mit Nahrung Voraussetzung für eine Brut des Wendehalses. Er ernährt sich und seine Jungvögel fast ausschließlich von Wiesenameisen und ihrer Brut, die er am Boden sucht – vorzugsweise zwischen kurzer Vegetation. Solche ameisenreichen und gut erreichbaren Standorte bieten beispielsweise Kalkmagerrasen. Alte Streuobstbestände weisen zusätzlich ein natürliches Angebot an Bruthöhlen auf und sind daher in Hessen von zentraler Bedeutung für die Art.

 

Nistkästen im Geo-Naturpark

In den letzten 25 Jahren hat der Geo-Naturpark Lebensräume und Nahrungsvorkommen für den Wendehals in verschiedenen Gebieten wie den Kripp- und Hielöchern durch seine Pflege vorbereitet. Anfang 2021 wurden sie mit den 48 Nistkästen um die notwendigen Brutplätze ergänzt, um optimale Bedingungen für den Wendehals zu bieten. Neben den Kripp- und Hielöchern wurden Nistkästen auf Kalkmagerrasen und Streuobstbeständen an der Blauen Kuppe bei Eschwege, am Jestädter Weinberg sowie bei Wendershausen und Roßbach ausgebracht. Im Jahr 2023 wurden zusätzlich Kästen im Naturschongebiet Niederhoner Feld ergänzt.

 

Erfolgreiche Bruten

Die ausgebrachten Kästen wurden dreimalig während der Brutsaison durch Jörg Friederich auf Besatz kontrolliert. In den Kripp- und Hielöchern konnte bereits im ersten Jahr ein Erfolg festgestellt werden: in vier Kästen fanden Bruten des Wendehalses statt. Aufgrund der Beobachtungen wird von 33-35 ausgeflogenen Jungvögeln ausgegangen! Im Jahr 2022 waren es insgesamt drei Bruten der Art im Untersuchungsgebiet. 

In den übrigen Gebieten konnten z.T. Reviere des Wendehalses beobachtet werden, ohne dass die neu ausgebrachten Kästen genutzt wurden. Dort standen vermutlich natürliche Bruthöhlen zur Verfügung.

 

Auch weitere Arten profitieren

Von den Kästen profitieren auch weitere bedrohte Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper und Feldsperling, aber auch Kleiber und verschiedenen Meisenarten. In den vergangenen Jahren wurden über 70 % der Kästen im Laufe der Brutsaison genutzt, teilweise sogar mehrfach. Am häufigsten unter den Vögeln waren Bruten von  Meisen, daneben nutzten aber auch Hornissen und Wespen einzelne Kästen und Siebenschläfer fanden hier ein zeitweiliges Quartier.

 

Fortsetzung des Projekts

Die Kästen wurden jeweils nach Ende der Brutzeit gereinigt und bleiben in den Gebieten, denn das Projekt wird in den nächsten Jahren weitergeführt. Wenn die Wendehälse im Mai aus den Winterquartieren zurückkehren, stehen sie ihnen erneut als sichere Brutplätze zur Verfügung.

 

Stand: Juli 2023

      

 


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