Erhaltung von Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind Bestände von verstreut stehenden, hochstämmigen Obstbäumen meist unterschiedlichen Alters und verschiedener Sorten. Sie haben eine besonders große Bedeutung für die Biodiversität und stehen deshalb als gesetzlich geschützte Biotope unter Schutz. Leider werden Streuobstwiesen nicht mehr so regelmäßig genutzt wie früher. Die Pflege der Bäume ist zeitintensiv, das Pflücken an hohen Bäumen umständlich und insbesondere die in Witzenhausen ortstypischen Süßkirschen sind am Hochstamm oft von Schädlingen befallen. Deshalb bleiben Neupflanzungen von Hochstämmen aus, die alten Obtbäume erreichen nach und nach ihr Lebensende und damit verschwinden die Streuobstwiesen allmählich aus dem Landschaftsbild. 

 

Streuobstbestände im Werratal

Rund um Witzenhausen-Wendershausen finden sich noch besonders viele Streuobstwiesen, auf denen oft hoch- und halbstämmigen Süßkirschbäume dominieren. Diese historischen Streuobstwiesen bergen eine große Vielfalt teils vom Aussterben bedrohter Obstsorten in sich. Durch die lange Nutzungsgeschichte seit dem Mittelalter haben die Kirschbäume hier im Werratal eine große kulturhistorische Bedeutung, nicht zuletzt auch für die Naherholung. Erfahren Sie mehr über unser touristisches Angebot zum Streuobst.

 

Rückzugsraum für viele bedrohte Arten

Vor allem Bestände mit einem hohen Anteil an alten Bäumen, viel Totholz und Baumhöhlen in Waldrandnähe sind regelrechte „Hotspots der biologischen Vielfalt“ und geben bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Sie bieten Rückzugsräume für zahlreiche bedrohte Arten - darunter auch viele, die besonders sensibel auf Veränderungen ihres Lebensraumes in Folge des Klimawandels reagieren. Zu diesen gehören z.B. Grauspecht, Mittelspecht, Wendehals, Steinkauz, Haselmaus, Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus und der seltene Käfer Eremit.

 

Erhaltung und Förderung der Biodiversität

Der Geo-Naturpark hat im Auftrag des Regierungspräsidiums Kassel ein Maßnahmenprogramm zur Erhaltung und Förderung des Biotopverbundes im Streuobstgebiet rund um Wendershausen erarbeitet. Die Investitionen aus Naturschutzmitteln sollen dazu beitragen, die Streuobstwiesen und ihre Artenvielfalt langfristig zu erhalten. Daneben bedarf es auch übergeordnet der Entwicklung von innovativen Konzepten, die eine Nutzung der Streuobstwiesen im Geo-Naturpark für Eigentümer und Bewirtschafter wieder attraktiver machen.

 

Baumpflege und Pflanzungen

Sukzessive werden seit dem Jahr 2020 Revitalisierungs- und Stabilisierungsschnitte an ausgewählten alten Obstbäumen in Wendershausen durchgeführt. Fachgerechte Schnitte erhöhen die Lebensdauer von vergreisten Hochstamm-Obstbäumen, da sie neues Wachstum anregen oder das Auseinanderbrechen verhindern können. Außerdem sind inzwischen 320 neue Hochstamm-Obstbäume auf alten Streuobstwiesen in Wendershausen gepflanzt worden und werden nun kontinuierlich gepflegt. Wir pflanzen überwiegend historische Süßkirschsorten, teils zur Sortensicherung, aber auch alte Birnen- und Apfelsorten, Zwetschgen, Mirabellen, Quitten, Wildobst und Walnussbäume. 

 

Erhaltung des Grünlands

Auf einigen Streuobstflächen sind auch dringend erforderliche Pflegemaßnahmen am Grünland (Entbuschungen, Rückschnitt von Gehölzschösslingen) vorgenommen worden. Dies stellt eine wichtige Maßnahme dar, um eine Beweidung durch Schafe, Ziegen oder Rinder effektiver zu gestalten oder auch erst zu ermöglichen. Denn ohne eine Unternutzung verbuschen die Streuobstwiesen und entwicklen sich allmählich zu Gehölzen. Hier besteht zusätzlich eine enge Verzahnung mit den Projekten Erhalt wertvollen Grünlands und Schaf schafft Landschaft.

 

Artenhilfsmaßnahmen

Um gezielt einige der vorab genannten Arten zu fördern, werden Nistkästen (zum Beispiel für den Wendehals) angebracht. Untersuchungen zu Fledermäusen in den Obstwiesen und totholzbewohnenden Käfern flankieren das Projekt. Darüber hinaus können Kleinstrukturen wie Tümpel, Totholzhaufen oder Gebüsch-Streifen angelegt werden, wo dies für den Artenschutz sinnvoll und erforderlich ist.

 

Beratung zu Fördermöglichkeiten

Für Anpflanzungen von hochstämmigen Obstbäumen, die Pflege alter, erhaltenswerter Bäume sowie die Pflege von Grünland stehen auch in den kommenden Jahren Landesmittel zur Verfügung. Wenn Sie als Eigentümer oder Bewirtschafter einer Streuobstwiese Interesse an einer Förderung von Maßnahmen haben, nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf.

 

Stand: Juli 2023


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