Die Menschen in unserem Geo-Naturpark kennen sie noch, die alten Geschichten über Frau Holle: Neugeborene Kinder kommen aus ihrem Teich am Hohen Meißner, steigt Nebel aus den Wäldern so kocht sie oder hält Waschtag. Kein Wunder, dass die Brüder Grimm von Kassel aus über Hessisch Lichtenau und Großalmerode so manchen Ausflug zum Meißner unternahmen, um sich Geschichten erzählen zu lassen und sie aufzuschreiben.
Die Landwirtschaft ist hier noch kleinteilig strukturiert, dies kommt Vögeln und Insekten zugute. Sie finden Nahrung und die Hecken an den Feldrändern bieten ihnen Schutz. Manch alter Hof hat neue Besitzer gefunden, diese sind heute oft Pferdehalter. So bleiben viele Weideflächen erhalten, die einst durch Schafe, Ziegen und Rinder geschaffen wurden.
Als der Meißner noch Wissener genannt wurde, war seine Kuppe unbewaldet. Der Mensch hatte den Wald gerodet, denn Holz war ein wichtiger Rohstoff, z. B. für das Sieden der Sole für die Salzherstellung in Sooden, Kohle noch unbekannt. Um der damaligen Holznot zu begegnen, pflanzten die Preußen schnell wachsende Fichten auf das Meißner-Plateau. Heute bringen die Förster mit einigem Aufwand wieder Laubbäume dorthin. An den Hängen des markanten Berges haben sich jedoch ursprüngliche Waldgesellschaften erhalten, die heute selten geworden sind. Genau wie in vielen anderen Wäldern unsere Geo-Naturparks. Diese sind beim Wandern auf den Premiumwegen erlebbar.
Traditionell wurde in der Region - und wird zum Teil auch noch heute - in Fachwerkbauweise gebaut und so sind viele Städte und Dörfer auch weiterhin Fachwerk-geprägt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde in Eschwege und Bad Sooden-Allendorf viel historische Substanz durch Brände vernichtet, so dass es nur noch wenige gotische Ständerbauten gibt. Die Städte wurden im 17. Jahrhundert in der damals üblichen Geschossbauweise zügig wieder aufgebaut.
Hier haben sich auch viele traditionelle Feste gehalten. Das wohl ältesteste dürfte das seit 1568 stattfindende jährliche Wanfrieder Vogelschießen sein. Aber auch einige der jährlichen Heimat- und Erntedankfeste haben inzwischen eine über 150jährige Tradition und sind mit ihren prächtigen Umzügen, dem aufwendigen Stadtschmuck, besonderem Essen oder auch dem gemeinsamen Polonaise- und Trioletttanzen (in Bad Sooden-Allendorf) auch für Touristen eine besondere Attraktion. Vergleichsweise jung ist hingegen das Witzenhäuser Kirschenfest zur Kirschernte, die Kesperkirmes, mit den Deutschen Meisterschaften im Kirschsteinweitspucken und der Wahl der Kirschenkönigin.
Die Grenzlage zu Thüringen prägt die Region seit jeher. Schon vor Jahrhunderten machte sich dies durch den Bau von Burganlagen auf beiden Werraufern bemerkbar. Besondere Bedeutung kam dem historischen Grenzverlauf in Zeiten des Kalten Krieges zu. Hier entstand nicht nur quer durch Deutschland eine unüberwindbare Grenze, der Eiserne Vorhang - sondern zugleich auch zwischen Ost- und Westeuropa. Nach der politischen Wende rückte die Region vom Zonenrand in die Mitte Deutschlands. Aus dem ehemaligen Todesstreifen wurde das Nationale Naturmonument Grünes Band, das als Naturschutzgebiet erhalten werden soll und schon heute eine artenreiche Lebenslinie darstellt.