Erhalten durch Aufessen



Walachenschaf. Foto: Christel Simantke

Walachenschafherde am P9

„Wenn die Tiere so selten sind, wieso schlachtet ihr sie dann?“, das ist die erste Frage, die gestellt wird, wenn Produkte von bedrohten Nutztierrassen angeboten werden. Aufessen, um zu erhalten, das klingt abwegig. Ist aber durchaus sinnvoll für Tier und Mensch.

Viele alte Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht. Das Walachenschaf zum Beispiel steht auf der Roten Liste und ist von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) 2022 und 2023 zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres ernannt worden.

Die Witzenhäuser Schäferin Christel Simantke, die auch bei der GEH tätig ist, engagiert sich seit vielen Jahren für die Erhaltung der bedrohten Schafrasse. Jedes Jahr kommen auf den Wiesen ihres Betriebes Walachen-Lämmer zur Welt, um die Herde zu verjüngen, zu erhalten und die Zucht fortzuführen. Aktuell hält Frau Simantke eine Herde mit 40 Mutterschafen, die außerdem bei der Beweidung von Magerrasen und Streuobstwiesen für den Naturschutz wertvolle Arbeit leistet, denn in der Landschaftspflege vor allem auf kargen Standorten kann diese Rasse mit ihrer speziellen Anpassung sehr erfolgreich eingesetzt werden.

Walachenschafe haben ein sehr feines und schmackhaftes Fleisch, sind jedoch viel kleiner als Fleischrassen. Die zierlichen Fleischteile sind bei kleinen Haushalten beliebt, im Handel mit den überregionalen Viehhändlern aber gar nicht gefragt. Frau Simantke verkauft das Lammfleisch und die Felle deshalb selbst direkt ab Hof.

Früher war die Schafhaltung darauf ausgerichtet, den Menschen mit Produkten vom Schaf zu versorgen - die Landschaftspflege war ein Nebenprodukt. Fleisch, Milch und Käse waren wichtige Nahrungsmittel. Textilien aus Wolle und Felle hielten warm. Der Kot war außerdem als Dünger für den Ackerbau von großer Bedeutung.
Diese nachhaltig erzeugten Naturprodukte finden bei uns in Deutschland nur noch wenig Verwendung. 

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Wolle, die Großteiles von den günstigeren erdölbasierten Synthetik-Fasern abgelöst wurde. Hinzu kommt die Konkurrenz aus Übersee und die Tatsache, dass es kaum noch Strukturen zur Wollweiterverarbeitung in Europa gibt. Dadurch ist lokale Wolle praktisch unverkäuflich geworden.
Ähnlich ist es beim Lammfleisch: Es ist oft teurer als andere Fleischsorten. Dies liegt zum einen an der aufwendigeren, naturnahen Haltung, die tägliche Gewichtszunahme der Tiere ist hier geringer als bei intensiven Mastmethoden und zum anderen an den geringeren Produktionsmengen. Zudem steht das deutsche Lammfleisch in direkter Konkurrenz zu günstig produziertem Lammfleisch aus anderen EU-Ländern, Australien und Neuseeland.

Durch wirtschaftliche Probleme sowie zahlreiche weitere Herausforderungen nimmt die Zahl der Schäfereien und Schafe in Deutschland stetig ab. Für die Landschaftspflege sind Schafe aber unersetzlich. Das UN-Dekade-Projekt Schaf schafft Landschaft im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land wirkt diesem Rückgang entgegen: Es fördert die Arbeit der Schäfereien, um gemeinsam mit ihnen artenreiches Grünland zu erhalten.

Nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) spielten schon 2015 nur noch 38 Arten und 8.774 Rassen weltweit als Nutztiere eine Rolle. Die genetische Vielfalt ist gefährdet. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurden ältere Rassen, die typischerweise nur regional vorkamen, durch eine wachsende Anzahl globaler Hochleistungsrassen ersetzt. Herausforderungen wie die globale Erwärmung, Wasserknappheit und Pandemien können laut der FAO nur dann bewältigt werden, wenn ein breiter und vielfältiger Genpool vorliegt, der Antworten auf veränderte Umweltbedingungen bereithält. Vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Diskussionen um Klimaveränderungen und Verlust der Biodiversität darf keine an spezielle Standorte angepasste Rasse verloren gehen.

Nutztiere überleben aber nur, wenn sie den Menschen nützen. Und Nutzen heißt oft Aufessen. Darum hat Frau Simantke gemeinsam mit dem Team vom Naturschutzprojekt Schaf schafft Landschaft und dem Familienbetrieb Der Teichhof neue Produkte entwickelt: Bolognese und Gulasch vom Walachenschaf. Diese innovativen Produkte im Glas sollen die Nachfrage der Kunden wecken und die Schäferei wirtschaftlich unterstützen – die erste Charge ist bereits abverkauft. Die Produkte sind saisonal beim Walachenschafhof von Frau Simantke in Ellingerode (Stadtweg 12, 37216 Witzenhausen) und im Onlineshop des Projekts unter www.holles-schaf.de erhältlich.

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